Schloss Augustusburg
Baugeschichte:Der Entwurf für das neue Jagdschloss 1567 wurde lange Zeit dem Baumeister und Bürgermeister von Leipzig Hieronymus Lotter zugeschrieben. Fest steht jedoch, dass bei der Berufung Lotters schon ein fertiges Modell des Schlosses existierte. Ihm wird nach heutigem Kenntnisstand nur die Rolle eines Oberbaumeisters zugestanden, der nach fertigen Entwürfen baute und die oberste Bauaufsicht führte. Die zwei von ihm gefertigten Pläne basieren auf dem schon fertigen Holzmodell. Die vermerkten Änderungsvorschläge lehnte der Kurfürst großenteils ab. Die nach italienischem Vorbild mit geraden Läufen gestalteten Treppen (anstatt der sonst üblichen Wendeltreppen) und Einzelheiten bei der Gestaltung der Dächer werden seinem Einfluss zugeordnet. Nachweisbar sind die Entwürfe von Teilen des Nordportals und der Kapelle des Jagdschlosses durch Erhardt van der Meer, den Oberwerksmeister Lotters. Erster Oberwerkmeister am Bau war bis zu seinem Tod 1568 Paul Widemann.
Nach heutigem Wissensstand wurde die Gesamtkonzeption mit größter Wahrscheinlichkeit am Hofe des Kurfürsten August unter Aufsicht des Baumeisters Hans Irmisch erstellt. Da die Quellen in Bezug auf die Urheberschaft an den Entwürfen zum Schloss Augustusburg Lücken aufweisen, wird diese August selbst zugeschrieben. Belegt ist das große Interesse des Kurfürsten an Fragen des Bauwesens und der Architektur. Seine Bibliothek enthielt viele Architekturschriften und Musterbücher von Bauelementen. Auch hat die Architektur des Schlosses keine traditionelle Anlehnung an die Schlossbauten im übrigen Kurfürstentum Sachsen gehabt. Vielmehr kann davon ausgegangen werden, dass der Kurfürst sich für sein Modell von den theoretischen Schriften in seiner Bibliothek inspirieren ließ.
Mit der Grundsteinlegung sollte 1567 begonnen werden, nachdem die Burg Schellenberg abgerissen wurde. Durch den frühen Wintereinbruch konnte jedoch nur die Baugrube ausgehoben werden. Erst im März des folgenden Jahres begannen dann die Maurerarbeiten. Im ersten Baujahr entstand das Sommerhaus mit vollständig gedecktem Dach.
Die restlichen Eckhäuser Hasen-, Linden- und Küchenhaus sowie die Schlosskapelle wurden im folgenden Jahr 1569 errichtet.
Das Nord- und Südportal und die dazugehörigen Verbindungstrakte wurden im dritten Baujahr mit einem Notdach winterfest fertiggestellt. Den Galerietrakt, der das Sommer- mit dem Hasenhaus verbindet, begann Lotter ebenfalls im Jahr 1570. August, enttäuscht über den langsamen Fortschritt des Bauvorhabens, ordnete an, dass das Linden-, das Sommer- und das Küchenhaus bis zum Jahresende bezugsfertig seien. Zur selben Zeit wies er den Hofmaler Heinrich Göding an, mit der Ausmalung der Innenräume zu beginnen. Am Ende des Jahres waren zwei der sechs Bilderdecken des Schlosses und 23 Gemächer farblich gestaltet.
Stark verärgert über den Baufortschritt, trotz Fertigstellung des Galerietraktes, der Kirche und der Torbauten, und die stark gestiegenen Baukosten entließ der Kurfürst Hieronymus Lotter 1571 und übergab dem in seinen Diensten stehenden Florentiner Rochus Guerrini Graf zu Lynar die weitere Oberaufsicht über das Baugeschehen. Die Altarretabel in der bis auf Restarbeiten fertiggestellten Schlosskirche bemalte Lucas Cranach der Jüngere.
Die festliche Einweihung fand am 30. Januar 1572 statt. Im Verlauf des Jahres erledigten die Bauleute und Maler noch restliche Innenarbeiten und die Errichtung eines Uhr- und Glockenturms über dem Südportal. Die Brücke und Wachhäuser vor dem Nordtor entstanden ein Jahr später.
Nach vielen erfolglosen Versuchen, Wasser auf den Schlossberg zu bringen, wurde von dem Freiberger Bergmeister Hans Planer 1568 bis 1577 ein Brunnen in den Fels geschlagen. Die schwere Arbeit führten erst Bergleute, später gefangene Wilderer aus. Erst in der Tiefe von über 130,6 m – der heutigen Brunnentiefe – konnte Wasser gefunden werden. Dieser Brunnen ist nach dem der Festung Königstein der zweittiefste in Sachsen.